Als Edge-Computing wird meist das Verarbeiten von Daten möglichst nahe an ihrem Entstehungsort bezeichnet. Folgt man dieser Definition, dann sind Edge-Rechenzentren solche Rechenzentren, die nahe am Entstehungsort von Daten platziert werden. Entscheidend ist oft, dass die Datenmenge zu groß ist, um sie unverarbeitet in ein entferntes Rechenzentrum zu übertragen oder dass die Latenzzeit der Datenübertragung für die konkrete Anwendung zu lang ist.
So weit, so klar. Was dabei aber „nahe“ ist und wie ein solches Edge-Rechenzentrum genau aussieht, darüber gehen die Auffassungen auseinander. So wird von einem globalen IT-Dienstleister oft schon ein etwas kleineres Rechenzentrum mit nur einigen hundert Servern, dass lokal in einem Land oder einer Weltregion aufgebaut wird, als Edge-Rechenzentrum bezeichnet. Vielfach werden unter Edge-Rechenzentren aber auch sogenannte Mikro-Rechenzentren verstanden, also kleine Rechenzentren in der Größenordnung eines Racks, die insbesondere über eine eigene Unterbrechungsfreie Stromversorgung, eine Klimatisierung und eigene Management-Tools verfügen. Der Markt für solche Mikro-Rechenzentren wird sich nach Analysten-Meinungen sehr dynamisch entwickeln. Es werden Wachstumsraten von über 20% jährlich prognostiziert und ein weltweites Marktvolumen von ca. 15 Mrd. US-$ im Jahr 2025.
Doch was bedeutet das? Gemessen am gesamten Marktvolumen der Rechenzentren werden selbst bei diesen Wachstumsraten Mikro-Rechenzentren auch im Jahr 2025 nur einen einstelligen Prozentanteil haben. Das Marktsegment wird zwar immer bedeutender, aber die Rechenzentrumslandschaft in den nächsten Jahren nicht revolutionieren.
Interessante Ergebnisse zum Thema Edge-Computing und Edge-Rechenzentren liefert auch die NeRZ-Befragung von Rechenzentrumsbetreibern aus dem Jahr 2017. Bisher ist Edge-Computing für die meisten Betreiber noch kein Thema. Nur etwa 20% der Befragten haben bereits Edge-Rechenzentren oder beschäftigen sich intensiv mit dem Thema (siehe Grafik).

Eine ergänzende Experten-Befragung kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Edge-Rechenzentren sind heute noch eher die Ausnahme, werden aber in fünf bis zehn Jahren eine sehr hohe Relevanz bekommen. Vor allem die enormen Datenmengen durch Industrie 4.0-Lösungen oder durch Autonomes Fahren werden den Bedarf nach solchen Lösungen in die Höhe treiben.
Edge-Computing und Edge-Rechenzentren sind aus heutiger Sicht also als Zukunftsthemen mit hoher Bedeutung zu bewerten. Auf der Future Thinking 2018 wurde diesen Themen daher das Forum „Der Rand im Mittelpunkt: Edge Computing und sein Einfluss auf die RZ-Branche“ gewidmet.