Seit Jahren beklagt die IT-Branche die mangelnde Verfügbarkeit von Fachkräften in Deutschland. Die Zahl der freien Stellen für IT-Spezialisten verdoppelte sich nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom zwischen 2010 und 2017 auf 55.000 (siehe Grafik). Auch im Bereich der Rechenzentren fehlen seit Jahren qualifizierte Arbeitskräfte. Aus Mangel an Alternativen werden oft Mitarbeiter für den Betrieb der Rechenzentren eingesetzt, die lediglich über rudimentäre Kenntnisse verfügen. Dies gefährdet zum einen die Ausfallsicherheit von Rechenzentren, führt aber auch dazu, dass Energieeffizienzpotenziale nur selten ausreichend realisiert werden.

Der Fachkräftemangel wirkt sich auf unterschiedliche Weise auf die Energieeffizienz von Rechenzentren aus:
- Nur ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte sind in der Lage, Potenziale zur Senkung des Energiebedarfs von Rechenzentren zu identifizieren und geeignete Maßnahmen einzuleiten, die möglichen Einsparungen auch zu realisieren. Nur zu häufig werden selbst die einfachsten Regeln für den energieeffizienten Betrieb von Rechenzentren wie Kalt-/Warmgangeinhausung oder eine Abdichtung von unbelegten Höheneinheiten im Rack nicht beachtet. Für komplexere Optimierungsaufgaben im Bereich des RZ-Managements sind auf jeden Fall hochqualifizierte Fachkräfte erforderlich.
- Die Verfügbarkeit der Rechenzentren genießt zu Recht die höchste Priorität beim Rechenzentrumsbetrieb. Verfügbares Fachpersonal wird daher vor allem eingesetzt, um die Ausfallsicherheit der Rechenzentren sicherzustellen. Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz fallen daher oft dem Mangel an verfügbaren Personalkapazitäten zum Opfer. Und das, obwohl sie sich innerhalb von kürzester Zeit amortisieren würden.
- Vor allem IT-Dienstleister bauen ihre Rechenzentrumskapazitäten zurzeit deutlich aus. Daher werden die vorhandenen Fachkräfte beim Neubau- oder der Erweiterung der Rechenzentren gebunden. Für die Modernisierung älterer und oft sehr ineffizienter Anlagen bleiben keine Ressourcen übrig.